Information Overflow

So langsam aber sicher muss ich mir etwas einfallen lassen, um die Unmengen an Informationen, die auf mich einströmen, wieder in den Griff zu bekommen. Tag für Tag schraubt sich die Anzahl der von mir abonnierten Blog- und News-Feeds nach oben, aktuell steht der Zähler bei Bloglines auf 476 abonnierten Feeds. Ich bezahle einen hohen Preis für meine Informationssucht – ich bezahle das mit meiner Zeit.

Der Preis für diese Sucht wird in Stunden abgerechnet. Tagtäglich durchkämme ich meinen Feed-Reader auf der Suche nach neuen Ereignissen aus der Welt der Informationen, des Internets, der Suchmaschinen, der Weblogs und wer weiß was sonst noch alles. Das natürlich sowohl mit nationalen als auch internationalen Quellen. Doch so langsam nähere ich mich der Grenze zum Information Overflow. Soll bedeuten, die Informationen wachsen mir über den Kopf.

Defragmentierung
Irgendwie erinnert mich das Ganze an die Defragmentierung einer Festplatte, während der Virenscanner (oder der Bildschirmschoner) noch im Hintergrund läuft. Der Defragmentierer startet und in der graphischen Ansicht kann man sehr schön den fortschreitenden Aufräum-Prozess beobachten. Auf einmal stoppt der Prozess und fängt wieder von vorne an. Die Ursache ist z.B. ein Virenscanner, der eine Veränderung an den Platteninhalten vorgenommen hat.

Der neuerliche Defragmentierungs-Durchlauf geht anfänglich sehr schnell von statten, da Teile der Datenblöcke ja schon vorsortiert wurden. Nach einigen Minuten erreicht der Defragmentierer dann wieder ungeordnete Plattenregionen und das Datenumschaufeln geht weiter. Dummerweise läuft der Virenscanner immer noch brav im Hintergrund und schreibt auf einmal wieder auf die Platte. Bumm – der Defragmentierer stoppt und fängt wieder von vorne an. Und so weiter – und so weiter – und so weiter …

Manchmal fühle ich mich genau wie dieser Defragmentierer, ich kämpfe mich durch die Blog-Daten hindurch, lese hier und lese da, surfe hierhin und dorthin und merke mir dieses und jenes. Zwischendurch refreshe ich auch mal die Feed-Reader Liste und muss oft erschrocken feststellen, dass in der Zwischenzeit schon wieder Dutzende von neuen Beiträgen erschienen sind. Auch diese Artikel gilt es wieder zu lesen und anzusurfen und zu merken – und am Ende, oder auch zwischendurch, kann ich es mir nicht verkneifen wieder den Refresh-Button zu drücken. Bumm – wieder neue News – wieder neues Lesefutter – wieder eine neue Runde im Informations-Karussell.

Noch schaffe ich die Datenmengen, aber lange geht das nicht mehr gut. Dann ist der Zeitpunkt erreicht, wo mehr neue Informationen hereinströmen als ich im gleichen Zeitraum abarbeiten kann. Ein echter Fall von Informationsüberflutung. Der Daten-GAU steht unmittelbar bevor. Da Helfen auch keine schlauen Knowledge Management Tools, die Zögern den Zeitpunkt des Informationskollapses höchstens um einige Zeit hinaus. Da hilft wahrscheinlich nur noch ein freiwilliger Informationsverzicht. Oder wenigstens eine Informationsreduktion. Ich muss dringend eine Informations-Entwöhnungskur machen. Aber vorher drücke ich noch schnell mal auf Refresh …

16 Gedanken zu „Information Overflow“

  1. Apropos Defragmentierer: Der Screenshot sieht mir nach Standard-Windows-Defragmentierer aus. Schon mal mit O&O Defrag probiert? Da tritt das geschilderte Phänomen des Defrag-Neustarts nicht auf. (Disclaimer: Ich habe keine wie immer geartete Beziehung zum Produzenten O&O Software – http://www.oo-software.com).
    Für das Problem des Information Overload gibt es vermutlich weder eine technische noch eine methodische Lösung. Wir werden uns damit abfinden müssen, nicht alles wissen zu können, nicht einmal in einem relativ eng umgrenzten Gebiet. Wenn man sich selbst einmal davon überzeugt hat und dies mit der Erkenntnis kombiniert, dass Menschen nicht die beste oder perfekte Lösung suchen, sondern die mit einem akzeptablen Aufwand-/Nutzen-Verhältnis, lebt es sich ein wenig leichter.

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  2. Interessant, worüber Du berichtest. Kürzlich habe ich dazu einen Beitrag geschrieben und festgestellt, dass ca. 30% der Leser weniger als 50 Feeds lesen. Ausgangspunkt war die Frage von Wolfgang Bartelme an seine Leser zu den Lesegewohnheiten.

    Es scheint mir ein recht normales Fanomen zu sein, dass ich ebenso beobachte. 20 Prozent der Feeds enthalten 80 Prozent der Information. Pareto lässt grüßen. Die geschickte Auswahl und Beschränkung macht es. Und ab und an kannst du ja auch die anderen Feeds dann noch mal durchstöbern.

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  3. Jede Woche schaffe ich es, die Anzahl der Feeds auf unter 150 zu drücken. Und prompt kommen durch interessante Beiträge oder Verweise wieder jede Menge neue Feeds dazu. Die Woche drauf kommt dann wieder der gute Vorsatz.

    Das ganze erinnert mich an ein Jojo. Dabei versuche ich schon recht restriktiv beim Abonnieren von neuen Feeds zu sein. Tatsächlich erfahre ich doch über meine Stamm-Feeds über die interessanten Beiträge in anderen Blogs / Auftritten. Meine Vermutung: Ich werde weiter JoJo spielen – aber irgendwie gehört das dazu :-)

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  4. Ich mache es so, dass ich regelmässig meine Liste der abonnierten Feeds überprüfe und Feeds rausschmeisse, die ich im Grunde eh nie lese. Ab und zu hilft auch ein beherztes „Mark all as read“. ;-)

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  5. Ein guter Tipp ist auch alle 2-3 Monate alle Feeds komplett zu löschen. Dann schaut man was einem fehlt, und fängt wieder von vorne an. Das ist zwar hart, es hält jedoch die Qualität und das Aktuelle Interesse bei den Feeds hoch. Bei 476 Feeds warscheinlich die bessere Alternative um aus dem Messis-Feed-Sumpf zu entkommen. Probier es doch mal aus!

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  6. Segen und Fluch der modernen Datenwelt. Das Problem gab es auch früher schon, und auch früher schon gab es Lösungen: Querlesen wäre eine Möglichkeit.

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