Wider den Zeitgeist

Während Google wieder den Zeitgeist veröffentlicht hat, versuche ich dem Trend der Zeit zu widerstehen. Es scheint zum Zeitgeist zu gehören, sich auf sozialmedialen Plattformen aufzuhalten und die guten alten Blogs links liegen zu lassen. Für Seos bedeutet das, dass auch Links links liegen bleiben. Kaum noch ernstgemeinte Trackbacks und Kommentare im Blog, geschweige denn Links die auf die Artikel zielen. Heute wird geliked und geshared was das Zeug hält. Leider bleibt dabei auch eine Menge an Persönlichkeit und Tiefgang auf der Strecke. Die sozialmedialen Ergüsse sind genau das, was der Name ausdrückt – ein Guss und schon war’s das. Gleich darauf folgt der nächste Guss. Die kurz zuvor ausgegossenen Informationen sind schon versickert.

Aber was solls, das was wir auf Facebook und Co. absondern ist sowieso nicht für die Ewigkeit gedacht. Da lobe ich mir das gute, alte Blog. Das hat noch Charakter. Das hat Tiefgang. Und das hat ein Langzeitgedächtnis. Über mein Blog habe ich die Kontrolle, dort bin ich der Moderator und Steuermann, dort gehören mir die Inhalte und Kommentare, dort kann ich die Werbung schalten oder auch darauf verzichten. Im Gegensatz zum Social Web, wer diesem Beitritt der lässt schon beim Eintritt die Hosen runter. Privacy wird dort ganz klein geschrieben, die Eigentumsverhältnisse sind eigentümlich – man verschenkt sein geistig Hab und Gut an die Provider, und wenn der ach so soziale Dienst einmal das Zeitliche segnet, dann nimmt er seine ganze Datenbeute mit ins Grab. Vorher aber wurden wir und unser soziales Umfeld noch kräftig mit personifizierter Werbung überschüttet. Das erinnert eher an asozial als an sozial.

Da gefällt mir die Idee von Johnny Haeusler natürlich, er möchte sich in 2013 sein Web zurückerobern. Ich find’s gut. Aber es dürfte nicht einfach sein. Und die Erfolgssaussichten für Blogs und Blogger mögen auch schwer mit dem Thema des Blogs korrelieren. Ein Gemischtwarenladen dürfte es schwerer haben als ein technisches Nischenblog. Auf der anderen Seite spiegelt ein Blog viel mehr die dahinterstehenden Personen wider als die schnelllebigen Social Media Plattformen. Die Freunde, die man als Blogger früher über das Bloggen und Kommentieren auf und mit anderen Blogs & Bloggern gewonnen hat, die sind von einer ganz anderen Qualität als die Freunde, die man heutzutage über einen flüchtigen Facebook-Klick gewinnt.

In diesem Sinne werde ich versuchen mein Blog wieder ein bisschen aufleben zu lassen. Die sozialen Verästelungen und Verstrickungen mit Facebook, Twitter und Google+ werde ich natürlich auch nutzen, die gehören mittlerweile einfach mit dazu. Sie dienen der zusätzlichen Vernetzung und Beschleunigung. Und das Social Web entwickelt sich weiter, irgendwie erinnert es mich an das menschliche Gehirn, das auch permanent neue Verbindungen knüpft, Informationen transportiert, bündelt und filtert und am Ende ein eigenes Bewusstsein entwickelt hat. Ich bin mal gespannt, wie lange unser Internetz braucht, um sich bewusst zu werden, dass es ein Bewusstsein hat ;-)

9 Gedanken zu „Wider den Zeitgeist“

  1. Anscheinend fällt langsam der Groschen.

    “Was hat also das Web2.0 bislang verändert? Das, was wie der Beginn eines Triumphzugs aussah, war in Wahrheit ein Rückzugsgefecht. Die reichen weißen Männer (und Erbinnen) haben bislang gewonnen. Uns bleibt das Liken.”

    http://www.malte-welding.com/2012/12/29/die-ruckeroberung-des-offentlichen-traumes/

    Das Credo “Sharing is caring”, das uns seit Jahren von Silicon-Valley-Unternehmen gepredigt wird, bedeutet eben, dass immer mehr auf den von dort stammenden Social Networks passiert. Die Aufmerksamkeit wird dort gebündelt, dabei aber von den Schaffenden abgezogen.

    Immer häufiger finden die Diskussionen zu (Blog-)Posts dort und nicht mehr auf der ursprünglichen Site statt. Dagegen kann man sich auch nicht wehren, denn das Sharen geschieht durch Dritte.

    Diese Entwicklung, die in den nächten drei Jahren erst an Fahrt aufnehmen wird, führt eben zu solch ängstlichen Reaktionen wie die Forderung nach einem LSRfP. Man stelle sich einen Google-Reader mit eingebauter Kommentarfunktion und sonstigen “social features” vor. Die Aufmerksamkeit (Page Impressions), die eigentlich den Content-Lieferanten zusteht, wird dadurch abgezogen.

    Wir sehen das an Reddit, wo ein durchschnittlicher Thread eine *vierstellige* Anzahl Kommentare hat und unter dem eigentlichen (Blog-)Post vielleicht *vier* Kommentare zu finden sind. Und genau das ist die Entwicklung, gegen die die “Urheberrechtler” vorgehen wollen!

    Ihr wollt erfahren, wer die neuen Bosse sind, die schlimmer sind als die alten Bosse? All das, was im folgenden, sehr lesenswerten Artikel geschrieben steht, lässt sich mit etwas Fantasie von “Artists“ bzw. Musiker auf “Blogger” übertragen. Als Urheber, die Content schaffen, sitzen wir nämlich im selben Boot.

    „On one hand it doesn’t bother me because the “new boss” doesn’t really tell me what kind of songs to write or who should mix my record. But on the other hand I’m a little disturbed at how dependent I am on these tech behemoths to pursue my craft. In fact it is nigh impossible for me to pursue my craft without enriching Apple, Amazon, Facebook and Google. Further the new boss through it’s surrogates like Electronic Frontier Foundation seems to be waging a cynical PR campaign that equates the unauthorized use of other people’s property (artist’s songs) with freedom. A sort of Cyber –Bolshevik campaign of mass collectivization for the good of the state…er .. I mean Internet. I say cynical because when it comes to their intellectual property, software patents for instance, these same companies fight tooth and nail.

    The other problem? I’ve been expecting for years now to see aggregate revenue flowing to artist increase. Disintermediation promised us this. It hasn’t happened. Everywhere I look artists seem to be working more for less money.“

    http://thetrichordist.com/2012/04/15/meet-the-new-boss-worse-than-the-old-boss-full-post/

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  2. Gut gebrüllt, Löwe… äh, Gerald! Bei der Gelegenheit: Einen erfolgreichen (Blog-) Start ins neue Jahr wünsche ich dir! :-) Beste Grüße, Dennis

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  3. Erst mal wünsche ich Dir ein frohes neues Jahr.

    Auch ich beobachte das Gleiche wie Du, viele gute Blogs verwaisen und werden nicht mehr regelmäßig gepflegt. Ich war da auch nicht besser und habe schon end letzen Jahres begonnen das zu ändern. Ich werde dieses Jahr mehr auf baynado.de bloggen und vor allem noch mehr Videocast machen. DU bist gerne zu einem Hangout on Air für eine weitere B.OM.B Folge eiongeladen.

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  4. Hallo,

    2012 war in Sachen SEO Blogs wirklich der Tiefpunkt. Man kann die Zahl der regelmäßig bloggenden Leute an einer Hand abzählen…

    Wäre schön, wenn sich 2013 wieder mehr der etablierten SEOs zum Bloggen bewegen würden. Hoffen wir das Beste ;-)

    Grüße

    Gretus

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  5. Ist mir in letzter Zeit ebenfalls aufgefallen, dass Viele ihr ganzes geistiges Hab und Gut fremden Menschen in den Rachen werden und wahrscheinlich stolz darauf sind, wenn sie zum Beispiel ihr Rezept auf einer fremden Website bewundern können. Immerhin haben dann beide etwas davon, der eine ein klein wenig Ruhm und der andere verdient Kohle damit.

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  6. Also ich muss sagen das Jahr 2012 war schon ziemlich scheiße jedoch habe ich Hoffnung für 2013 …. man muss einfach Hoffnung haben :) die Gerald wünsch ich für 2013 alles gute und bitte immer weiter so :)

    Lg Phil

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